Allgemein

Die Wahrscheinlichkeit an Hüftarthrose zu erkranken steigt mit dem Alter. Doch auch jüngere Menschen sind betroffen.

Die Knochen sind in den Gelenken mit einer Knorpelschicht überzogen. Diese Knorpelschicht ermöglicht das schmerzfreie Gleiten der Gelenksflächen gegeneinander. Das Gelenk ist durch eine Kapsel abgeschlossen, die Gelenkschmiere wird durch die Schleimhaut an der Kapselinnenseite gebildet. Die Ernährung des Gelenksknorpels erfolgt hauptsächlich durch das «Einmassieren» dieser Gelenkschmiere. Die Abnützung der Gelenksknorpelschicht nennt man Arthrose.

Symptome

Erstes Krankheitszeichen sind vorübergehende Schmerzen in der Hüfte, die anfangs nur bei grösseren Anstrengungen auftreten, später auch in Ruhe. Nahezu alle Patienten mit Arthrose geben an, dass der Schmerz zunächst als «Anlaufschmerz» auftritt: Die ersten Schritte am Morgen beim Aufstehen oder nach längerem Ruhen sind mühsam und schmerzhaft. Der Patient hat das Gefühl, die Hüfte sei «eingerostet». Der Anlaufschmerz geht nach wenigen Minuten Bewegung zurück und tritt erst wieder als Ermüdungsschmerz nach längerer Belastung auf. Bei der Hüftarthrose wird der Schmerz häufig in der Leiste lokalisiert, viele Patienten beschreiben aber auch Gesäss-, Oberschenkel- und gelegentlich ausschliesslich Knieschmerzen. Einige Patienten verspüren unter bestimmten Wettereinflüssen verstärkte Schmerzen. Bald kommt das Hinken hinzu, das Ausdruck des Schmerzes oder der Bewegungseinschränkung ist. Im Röntgenbild sieht man, dass sich die Knochen des Oberschenkelkopfes und der Pfanne im Becken berühren, die sogenannte Gelenkspalte ist aufgehoben, und am Rand des Gelenkes bilden sich Knochennasen (Osteophyten). Bei fortgeschrittenen Arthrosen ist der Hüftkopf abgeschliffen und nicht mehr rund.

Mögliche Ursachen

einer Arthrose können Fehlstellungen oder Missbildungen sein. Diese führen zu einer falschen Belastung des Gelenks. Verletzungen sind weitere Ursachen, Knochenbrüche, die im Gelenk eine Stufe hinterlassen, führen fast immer rasch zu einer Arthrose. Auch die lang dauernde Ruhigstellung eines Gelenkes kann eine Arthrose fördern, da die Ernährung des Knorpels durch die fehlende Schmierung schlechter wird. Auch deshalb versucht man bei Knochenbrüchen möglichst ohne Ruhigstellung der Gelenke auszukommen, was nicht immer ganz gelingt, sich aber dank den Nägeln und Platten auf ein Minimum reduzieren lässt. Eine weitere Ursache des Knorpelabbaus sind entzündliche Erkrankungen wie z.B. die rheumatische Arthritis oder die eitrige Gelenksinfektion. In den allermeisten Fällen aber ist die Ursache unbekannt. Familiäre Häufungen kommen vor.

Bewegung ohne Überlastung

Regelmässige Bewegung ohne Überlastung (Schwimmen, Radfahren, Wandern mit Stöcken usw.) ist empfehlenswert. Gepolsterte Absätze oder Einlagen wirken als Stossdämpfer. Die Arthrosepatienten wissen sich auch gut anzupassen. Sie vermeiden Kälte, steile Marschrouten, das Tragen von Gewichten und bedienen sich verschiedenster Hilfsmittel, wie langer Schuhlöffel, keilförmiger Sitzkissen oder Gehstöcke usw. Sinnvoll ist zudem die Reduktion des Körpergewichtes.

Verlangsamter Abbau dank Medikamenten

Solange noch Restknorpel vorhanden ist, können moderne Knorpelaufbaupräparate die Arthrose verlangsamen. Präparate wie zum Beispiel Condrosulf können die Qualität des Restknorpels verbessern, jedoch nur in Verbindung mit regelmässigem Bewegungstraining. Fehlt der Knorpel aber gänzlich, kann auch kein Stoffwechsel mehr beeinflusst werden. Viele Rheumamedikamente wie z.B. Ecofenac oder Optifen helfen in der akuten Phase, Schmerzen zu lindern, Entzündung zu hemmen und die Reizerscheinungen der Kapsel, Sehnen und Bänder zu verringern. In gewissen Fällen lässt sich auch mit dem Spritzen künstlicher Gelenksflüssigkeit eine Linderung auf Zeit erreichen. Eine Heilung der Arthrose ist mit Medikamenten aber noch nicht möglich. Nehmen die Beschwerden, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen zu und wird die Diagnose Arthrose durch Untersuchungsbefunde bestätigt, drängt sich eine operative Behandlung auf.

Künstliches Hüftgelenk

Wenn die Schmerzen die Nachtruhe stören, die Gehstrecke beschränken, das Treppensteigen zur Qual machen und alltägliche Verrichtungen wie das Anziehen von Schuhen oder Socken behindern, wird der Wunsch nach der Operation grösser. Es muss betont werden: Nicht das Röntgenbild, nicht der Arzt, sondern allein die Patientinnen, Patienten mit ihren Schmerzen und Beschwerden entscheiden, wann eine Operation nötig ist. In den allermeisten Fällen wird man eine künstliche Hüft-Totalprothese einpflanzen, eine Operation, die heute eine sehr hohe Erfolgschance hat. Die Hüft-Totalprothese – die meist ohne Verwendung von «Knochenzement» eingepresst oder eingeschraubt wird – besteht im Allgemeinen aus Metall, Kunststoff und Keramik und setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen: der Hüftpfanne (mit Pfanneneinsatz), dem Hüftschaft und dem Kugelkopf.

Die «klassische» Operation

dauert in der Regel ein bis zwei Stunden und kann in Voll- oder Teilanästhesie (häufiger) erfolgen. Dabei entfernt der Chirurg zuerst den erkrankten Hüftkopf. Anschliessend ersetzt er die natürliche Hüftpfanne durch eine Prothesenpfanne. Dann implantiert er den Prothesenschaft im vorbereiteten Oberschenkelknochen und fixiert den Kugelkopf auf dem Schaft. Abschliessend wird das Gelenk zusammengesetzt und auf seine optimale Beweglichkeit geprüft. Der Spitalaufenthalt beträgt üblicherweise ein bis zwei Wochen. Die Operation stellt heute einen Routineeingriff dar, die Komplikationsrate liegt unter 1 Prozent. Dennoch dürfen Risiken wie Blutergüsse, Infektionen, Allergien oder Thrombosen nicht unerwähnt bleiben. Bei Patientinnen, Patienten, die an beiden Hüften von Arthrose betroffen sind, wird meist die stärker betroffene Hüfte zuerst operiert. Der Eingriff an der anderen Hüfte folgt meist im Abstand von zwei bis drei Monaten. In ausgewählten Fällen können aber auch beide Hüften gleichzeitig operiert werden. Dadurch verkürzt sich einerseits die Zeit der Nachbehandlung, anderseits ist die Belastung durch die Operation für den Patienten deutlich grösser.

Minimal invasiv

Unter minimalinvasiv sind gewebeschonende operative Methoden zu verstehen. Der entscheidende Unterschied gegenüber der klassischen Methode besteht darin, dass die Muskulatur, die das Hüftgelenk umgibt, nicht durchtrennt, sondern beiseitegeschoben wird. Die Vorteile für den Patienten bestehen vor allem in einem verkürzten Spitalaufenthalt, kleineren Narben und einer raschen Mobilisierung. Grundsätzlich kann die minimalinvasive Operationstechnik bei Patienten jeder Altersstufe angewendet werden, sofern die notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind. Starkes Übergewicht, Thrombosegefahr, Knochendeformitäten, Voroperationen oder Vorerkrankungen, die das Operationsrisiko erhöhen, können Gründe dafür sein, dass die klassische Operation vorzuziehen ist. Den Entscheid darüber trifft der operierende Arzt nach vorgängiger genauer Untersuchung und Abklärung.

Nachbehandlung

An den Spitalaufenthalt schliessen Rehabilitationsmassnahmen an, ambulant oder in einer Reha-Klinik. Sinnvoll ist es, sich dabei durch einen Physiotherapeuten beraten zu lassen. Ziel ist, dass die Prothese ungestört in den Knochen einwachsen kann, die umgebende Muskulatur aufgebaut, gestärkt und die Beweglichkeit gefördert, zurückgewonnen wird. Bei normalem Verlauf der Nachbehandlung wird der Patient innerhalb weniger Wochen nach der Operation schmerzfrei sein. Sportliche Aktivitäten mit leichter und gelenkschonender Belastung können nach ca. drei bis vier Monaten wiederaufgenommen werden. Zu verzichten ist auf schweres Heben und Sportarten wie Skifahren, Hand- und Fussball, Tennis oder Squash. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit ist abhängig von der Berufsart und muss mit dem Arzt vor der Operation individuell abgesprochen, geplant werden. Im Rahmen regelmässiger ärztlicher Kontrollen, meist in Abständen von fünf Jahren, wird die Prothese später auf Verschleiss und Lockerung geprüft. Ein künstliches Hüftgelenk «hält» in der Regel etwa fünfzehn Jahre und kann auch ersetzt werden. Wichtige Faktoren für die Lebensdauer und Funktionsfähigkeit sind die körperliche Beanspruchung und die Beschaffenheit der Knochen der Patientin, des Patienten.

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